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Museumsmanagement Niederösterreich, Foto: Katrin Vogg

Aus dem Depot geplaudert

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Wie in vielen Regionalmuseen war die Depotsituation im Museum Traiskirchen vor einigen Jahren sehr bedenklich. In über 20 kleinen Räumlichkeiten wurden Museumsobjekte, alte Möbel, Gemälde und auch sammlungsfremde Objekte wie Ausstellungsteile und Dekorationsartikel kunterbunt durchmischt gelagert. Jahrzehntelang wurden die Kammerln einfach vollgeräumt. Die Lagerbedingungen waren zum Teil richtig schlecht. Große Temperaturunterschiede und hohe Luftfeuchtigkeit stellten für viele Objekte eine echte Gefahr dar. Die meisten Objekte waren verschmutzt, konnten weder gesichtet noch erfasst werden. Eigentlich wusste niemand genau, was sich wo befand – auch ich als Museumsleiterin nicht.

Im Jahr 2020, als Museen pandemiebedingt zeitweise geschlossen waren, fand ich dann Zeit, mich dieses Missstandes anzunehmen. Mit Hilfe des Museumsmanagement Niederösterreich wurde im Rahmen der Qualitätsoffensive Museumsdepot „Schätze ins Schaufenster“ unser Projekt Depotumbau gestartet.

Vorbereitung ist alles

Bei den Vorbereitungs- und Planungsarbeiten wurden wir von dem Institut für Konservierung und Restaurierung der Universität für angewandte Kunst Wien unterstützt. Zu Beginn waren umfangreiche Sichtungs- und Erfassungsarbeiten in all unseren Depoträumlichkeiten nötig. Ein genaues Mengengerüst musste erstellt werden. Diese äußerst langwierige Arbeit führten vorwiegend freiwillige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter durch. Sie kämpften sich geradezu durch staubige Lagerräume voll mit klapprigen Sesseln, alten Texttafeln, Vitrinenteilen, Unmengen an Waschtrögen und Waschrumpeln und vielem, vielem mehr.

Zwischendurch gab es aber auch erfreute Rufe, wenn durch Zufall ein tolles Museumobjekt auftauchte. So müssen sich Archäologinnen und Archäologen fühlen, wenn sie auf etwas Verwertbares oder gar Kostbares stießen!

Wichtig ist zu betonen, dass der gesamte Bestand – alles, nicht nur die auf den ersten Blick offensichtlichen Museumsstücke – genau gesichtet und in drei Kategorien eingeteilt wurde:

  • unbedingt aufhebenswerte Objekte, die als wichtiges Kulturgut zu betrachten waren,
  • fragliche Sachen, bei denen niemand so richtig wusste, was das war oder wofür es verwendet wurde, und
  • jede Menge Mist, also tatsächlicher Mist, der entsorgt werden musste.

Die Ausgangslage:

Und wie immer: Man braucht einen Plan

Nach einigen Monaten war das Ergebnis eine umfassende Excel-Liste, die den tatsächlichen Platzbedarf eines zukünftigen Depots genau aufzeigte. Fazit: die benötigte Lagerfläche wurde auf eine Größe von rund 1.200 m² berechnet.

Bereits zu diesem Zeitpunkt war klar, dass wir das Depotprojekt in zwei Stufen gliedern müssen. Phase 1 hieß fortan Gesamtplanung und Umbau der alten Garage mit einer Größe von etwa 170 m² für die allerwichtigsten Kulturgüter der Stadt, die zuerst gesichert werden mussten.

Frau Univ. Prof.in Dr.in Gabriela Krist und ihre Kollegin Dr.in­ Johanna Runkel erstellten daraufhin einen genauen Plan, wie dieser Teil der ehemaligen Kammgarnspinnerei in ein modernes Museumsdepot umgebaut werden konnte. Der Finanzierungsplan sah eine Förderung vom Land Niederösterreich von 50% vor. Das erleichterte das Bauvorhaben enorm und auch unser Bürgermeister stimmte dem Vorhaben rasch zu.

Endlich: Es wird gebaut

Die Bauarbeiten begannen im Herbst 2021. Die alte Ausstattung der Garage wurde entfernt, Wände und Decken gereinigt und ausgemalt. Die alten Fenster wurden generalsaniert und im Anschluss mit Rigipsplatten verbaut, damit möglichst wenig Tageslicht vorhanden ist. Eine Zwischenwand wurde eingezogen und so ein für die vielen Vorarbeiten geeigneter Arbeitsraum geschaffen. Der Boden wurde beschichtet, neue Elektro-, Licht-, Brandmelde- und Alarmanlagen wurden eingebaut.

Der Umbau:

Hurra, wir können einziehen!

Im April 2022 war es dann soweit: Die Einrichtung wurde geliefert und aufgebaut.

Dank eines platzsparenden Rollregalsystems können nun Archivkartons, praktische Euroboxen und sogar lose Objekte kompakt eingelagert werden. Für Gemälde und andere flache Objekte ist eine Gitterzuganlage eingebaut. So sind sowohl die Zugänglichkeit als auch der Überblick über Objekte und Sammlung gewährleistet. Um den zahlreichen großen bzw. schweren Objekten (z. B. Küchenöfen, Bügeleisen etc.) den nötigen Raum zu bieten, sind Palettenregale aufgestellt. Zwei Planschränke und einige selbstgebaute Rollsysteme vervollständigen die Einrichtung. Zwischen den Modulen ist absichtlicher „Leerraum“ eingeplant, in dem größere Einzelobjekte untergebracht werden können. Drei Arbeitstische, eine Fotostation, ein Waschbecken und ein Arbeitsplatz für Inventararbeiten im Vorraum ermöglichen ein flexibles Arbeiten.

So sieht es aus, unser Depot:

Der neue Depotvorraum: 

Nach der Depotwoche ist vor dem Digitalisieren: Langeweile hat keine Chance!

Schon im Herbst 2022 bezogen die ersten Objekte ihr neues Zuhause. Die Sammlungen Bestattung, Semperit, einige Gemälde und Möbel wie auch Teile der Spielzeugsammlung wurden im Zuge einer Depotwoche mit Studierenden des Instituts für Konservierung und Restaurierung der Universität für angewandte Kunst unter der Leitung von Frau Univ. Prof.in Dr.in Eva Lenhart und Univ.-Ass.in Mag.a Meral Hietz, BA fachgerecht bearbeitet.

Übrigens, im Frühjahr 2023 begannen wir auch mit den Inventarisierungsarbeiten mit der webbasierten Sammlungsdatenbank DIP.noemuseen des Museumsmanagement Niederösterreich. Aber das ist eine andere Geschichte ...

Das war die Depotwoche:

Fertig sind wir noch lange nicht!

Bei aller Freude über das neue Museumsdepot, darf allerdings nicht auf die Phase 2 vergessen werden. Sie ist noch Zukunftsmusik. Um alle wichtigen Sammlungsobjekte unseres Museums fachgerecht lagern zu können, sind viele weitere Quadratmeter an Fläche nötig. Wir haben dies natürlich im Hinterkopf. Ob und wann es zu einem weiteren Neu- oder Umbau für ein noch größeres Depot kommen wird, ist offen. Gewiss ist jedenfalls, die Sicherung wichtiger Kulturgüter und Archivalien ist für die kommenden Generationen wichtig und stellt eine unverzichtbare Identitätsbasis dar:

„Nur wer die Vergangenheit kennt, kann die Gegenwart verstehen und die Zukunft gestalten.“

(Auguste Bebel)

Abschließend bedanke ich mich im Namen aller Mitarbeitenden für die Förderung dieses Umbauprojekts bei den zuständigen Stellen im Land Niederösterreich und natürlich auch bei der Stadt Traiskirchen für die Investition in die Zukunft der Kultur und freue mich angesichts der anstehenden Herausforderungen auf die weitere erfolgreiche Zusammenarbeit!

 

Text: Mag.a Karin Neschi-Rektorik, Leiterin des Museums Traiskirchen