"Wie eine Familie"
Wie kann Zusammenarbeit in einem Museumsteam funktionieren – mit großteils ehrenamtlich Engagierten, generationen- und berufsübergreifend?
Zwei Museumsmitarbeiterinnen aus dem Wein- und Industrieviertel berichten von ihren Erfahrungen.
Wertschätzung und Gestaltungsspielräume
Ganz im Norden, an der niederösterreichisch-tschechisch-slowakischen Grenze findet sich das Museum Hohenau, dessen Schwerpunkte Ortsgeschichte, Nordbahn und Leben und Werk des Filmschauspielers Oskar Sima bilden. Erst kürzlich wurde der Museumsverein mit einem Anerkennungspreis der Niederösterreichischen Kulturpreise für die "Präsentation und Vermittlung von Zeitgeschichte in Niederösterreich" ausgezeichnet. Zu Recht, denn aktive Museumsarbeit wird hier mit Leib und Seele gelebt: drei Sonderausstellungen, Veranstaltungen, Museumsfeste, Führungen und Erzählcafés stehen jährlich auf dem Programm.
Möglich macht das ein engagiertes Team: zehn Vorstandsmitglieder, 20 Personen im Kernteam und an die 90 Freiwillige, die immer wieder mithelfen. Bei Motivation und Alter der Freiwilligen ist die Bandbreite genauso groß wie bei den Tätigkeiten, wie die Obfrau des Vereins, Brigitte Semanek, erläutert: "Eine schreibt wunderbare Einladungstexte, andere sorgen für reibungslosen Kuchen- und Getränkenachschub bei Festen, wieder andere aktivieren ihre Netzwerke und kümmern sich um die Requirierung neuer Museumsobjekte oder um den Kontakt zu anderen Vereinen: Jeder und jede dockt mit seinen bzw. ihren Erfahrungen und Interessen am gemeinsamen ‚Projekt Museum‘ an."
Drei Aspekte charakterisieren laut Semanek die ehrenamtliche Arbeit in Bezug auf Motivationen und potenzielle Schwierigkeiten: Gestaltungsspielräume geben, Grenzen der Vereinbarkeit erkennen und zugestehen sowie eine wertschätzende Haltung. Einen vierten Punkt zählt sie noch auf: "Freude an der Zusammenarbeit im Team und mit den Ortsbewohnerinnen und -bewohnern bewahren".
Auf Augenhöhe
Alles dreht sich im Städtischen Museum Neunkirchen um die Geschichte der Stadt und der Region, die immerhin 5.300 Jahre zurückreicht – Skelettteile des "Ersten Neunkirchners", der etwa zeitgleich mit Ötzi in der Jungsteinzeit lebte, wurden in der Triesterstraße gefunden. Die Sammlungen des Museums, die die Bereiche Naturkunde, Archäologie, Ortsgeschichte, Numismatik und Volkskultur umfassen, wurden vor kurzem im Buch "Neunkirchen in 100 Objekten" exemplarisch vorgestellt. Die Publikation wurde mit dem Anerkennungspreis im Rahmen der Kulturpreise des Landes Niederösterreich in der Sparte "Erwachsenenbildung und Arbeit für Museen" gewürdigt.
Das Museumsteam besteht aus etwa 25 Personen, zwischen 23 und 85 Jahre alt, wobei: "Unser jüngster Mitarbeiter ist grade mal sechs Monate und kommt schon regelmäßig mit seinem engagierten Vater ins Museum", erklärt Vanessa Staudenhirz schmunzelnd. Gemeinsam mit ihren Kustodenkollegen Benedikt Wallner und Hannes Schiel sind sie die einzig geringfügig Beschäftigten im Museum. Der Rest des Teams engagiert sich ausschließlich ehrenamtlich. "Jedes Handwerk ist in unserem Freiwilligenteam vertreten – vom Tischler über Elektriker bis zum Ofenbauer – jeder bringt seine Stärken ein. Es ist ein bereicherndes, gegenseitiges Lernen, das Alter spielt eigentlich wenig Rolle und wir begegnen uns immer auf Augenhöhe." Als wichtigste Eckpfeiler für ein gelungenes Miteinander quer durch alle Altersstufen nennt sie Kommunikation – "ist genauso wichtig wie zeitaufwändig!" – und Empathie, ebenso wie gemeinsame Feste und Ausflüge, die das Team auch über die Museumsarbeit hinaus zusammenschweißen. "Wir funktionieren eigentlich wie eine Familie," resümiert Staudenhirz stolz.
In einem sind sich die beiden Frauen noch einig: Der wichtigste gemeinsame Nenner ist das gemeinsame Interesse an Kulturarbeit und am „Projekt Museum“ – quer über verschiedene Weltanschauungen oder über Parteipolitik hinweg.
Text: Karin Böhm
Dieser Artikel ist ursprünglich im Schaufenster Kultur.Region erschienen.