DE
Museumsmanagement Niederösterreich, Foto: Katrin Vogg

Kind sein. Eine Annäherung

DIPkatalogKind seinAusstellungen und Veranstaltungen

Zum Konzept der Ausstellung

Die meisten Menschen würden wohl zustimmen, dass uns keine Lebensphase mehr prägt als unsere Kindheit. Das gilt im Positiven wie im Negativen. Aber schon allein diese Feststellung setzt ein gewisses Grundverständnis von Kindheit als einem mehr oder weniger geschlossenen, jedenfalls aber gut definierbaren Lebensabschnitt voraus. „Kind sein“ – das hat natürlich einiges mit Biologie zu tun, in erster Linie aber sehr viel mit Projektion von Erwartungen und Wünschen der Erwachsenen.
 

Die Welt, in die Kinder hineingeboren werden, ist nun einmal die Welt der Erwachsenen. Sie sind es, die bestimmen, wer wie lange Kind zu sein hat, wie Kinder zu erziehen sind, welche Rollen sie einnehmen müssen, dürfen und welche ihnen verwehrt werden, welche Position sie in der Familie und in der Gesellschaft innehaben, welche Räume ihnen offenstehen, wieviel Privatsphäre ihnen zugestanden wird und wieviel Schutz sie benötigen. Und es sind in der Regel Erwachsene, die Kleidung und Spielzeug für Kinder entwerfen, Lehrpläne, sportliche und kulturelle Angebote erstellen und bei alledem vor allem eines machen: sie geben den zeitlichen Rhythmus vor.

Aus diesen wenigen kursorischen Zeilen lassen sich zweierlei Schlüsse ziehen: Erstens ist „das“ Kind als Begriff nur innerhalb seiner (sehr individuellen und kaum zu verallgemeinernden) sozialen und gesellschaftlichen Beziehungen denkbar. Und zweitens lässt sich „Kind sein“ nicht als die Summe einzementierter Handlungsdispositionen verstehen, sondern als ein Prozess, ein Ort, der innerhalb des Spannungsfeldes Kind – Familie – Gesellschaft ständig (und meist sehr asymmetrisch) neu verhandelt wird.

Eine Ausstellung, die zum Assoziieren, Nachdenken und Erinnern einlädt!

Die Welt im Kleinen

Eigens hergestellte Produkte für Kinder gibt es seit der Steinzeit, allerdings waren sie bis ins späte 18. Jahrhundert rar und auf höhere Gesellschaftsschichten oder einzelne Objektgruppen (etwa Spielzeug) begrenzt. Erst seit etwa 250 Jahren entsteht  eine wahre materielle „Gegenwelt“ für Kinder. Industrialisierung und Kommerzialisierung des Alltags haben dazu geführt, dass die materiellen Welten von Kindern und Erwachsenen so getrennt sind wie nie zuvor.

Die Welt im Kleinen nachzubauen und nachzuspielen, kann durchaus als innerer Antrieb des Kindes verstanden werden. Während dem Kind dafür eigentlich seine Phantasie reicht, ist es ein Bestreben der Erwachsenen, möglichst realitätsnahe oder besonders kindgerechte Miniaturwelten für Kinder zu erschaffen. Man mag sich daher die Frage stellen, ob die Welt im Kleinen wirklich nur auf die Sehnsüchte der Kinder ausgerichtet ist.

Text: Dominik Heher, Kurator der Ausstellung "Kind sein"

Schaufenster in der Region

Die Schallaburg nützte dieses weite Themenfeld und lud niederösterreichische Regionalmuseen ein, sich an der Ausstellung zu beteiligen – als Leihgeber und auch als "Schaufenster" im Museum vor Ort, wo in Vitrinen auf das Thema "Kind sein" Bezug genommen wird.

Die beteiligten Museen sind das Museum Horn, die Zinnfigurenwelt Katzelsdorf, die Michelstettner Schule, das Puppen- und Spielzeugmuseum Baden sowie die Mostviertler Spielzeugwelt in Waidhofen an der Ybbs. Vertreterinnen und Vertreter dieser Einrichtungen trafen einander zum Austausch auf der Schallaburg und tauchten dank der Führung von Dr. Marcel Charour, Leiter der Kulturvermittlung Schallaburg, noch einmal ganz tief in das so verbindende Thema ein!

 

Kooperationsaufruf

Auch wir vom Museumsmanagement Niederösterreich unterstützen diese Zusammenarbeit der Schallaburg mit regionalen Museen und fragen daher: Haben auch Sie passende Objekte in Ihrer Sammlung? Schicken Sie uns einfach Fotos mit ein paar Informationen davon oder einen Datenbankauszug per E-Mail. Wir nehmen die Stücke in unseren digitalen DIPkatalog auf und lassen Sie in Miniblogs erzählen, was es heißt, Kind zu sein. Wir freuen uns auf Ihre Zusendungen!