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Haus der Gmünder Zeitgeschichte

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Das „Haus der Gmünder Zeitgeschichte“ wird im Mai 2019 in der ehemaligen Auskunftsstelle des Gmünder Flüchtlingslagers eröffnet.

Auf rund 100 m² sollen dabei in diesem historischen Gebäude Einblicke in die bewegenden Ereignisse des 20. Jahrhunderts in Gmünd geboten werden. Ein Hauptaugenmerk wird dabei auf der Geschichte des Gmünder Flüchtlingslagers, eines der größten Lager in der damaligen Österreich-Ungarischen Monarchie, sowie auf der Entwicklung der Grenze und der Region am „Eisernen Vorhang“ liegen. Neben vielen Ausstellungsstücken, Multimedia-Stationen und historischen Filmdokumenten wird dabei ein Blick auf das Leben der Menschen im 20. Jahrhundert geworfen, Umbrüche, aber auch Aufbrüche nachgezeichnet, und auch dem Gedenken an über 30.000 verstorbene Flüchtlinge Raum geboten.

Dabei werden auch Menschen vorgestellt, die für Gmünd und České Velenice große Bedeutung hatten, wie zum Beispiel:  

Jiří Sedláček

Eine der wichtigsten Schlüsselfiguren tschechisch-österreichischer Nachbarschaftsbeziehungen vor und nach 1989 in der Stadt Gmünd war Jiří Sedláček. Nach der Grenzöffnung unterrichtete er in der Stadt Gmünd die tschechische Sprache und pflegte bereits vor 1989 eine intensive Freundschaft mit dem Gmünder Bürgermeister Alfred Drach, der ihn schon in seiner Funktion als Kulturstadtrat (bis 1988) zu Klavierkonzerten nach Gmünd einlud. Im Jahr 1989 wurde er Direktor der Eisenbahnwerkstätte in České Velenice. Sedláček war nicht nur der größte tschechische Experte auf dem Gebiet der Dampflokomotiven, er war auch Experte für die Reparatur von Eisenbahnwaggons. In dieser Eigenschaft erlangte er nach 1969 mit der Rettung des Salonwagens von Präsident Masaryk große Bekanntheit. Sedláček verstarb 2017 in České Velenice.

Dimytryi Zarycka

Dimytryi Zarycka wurde als einziger Sohn der Karoline Zarycka im Gmünder Flüchtlingslager am 21. Oktober 1916 geboren. Seine Mutter stammte aus einer einfachen Bauernfamilie und musste mit ihren Eltern und ihrer Schwester aus Romanovka, Bezirk Tarnopol in Ostgalizien, im Jahre 1915 flüchten. Sie wurden im Gmünder Flüchtlingslager untergebracht. Dimytryi war bei Zieheltern in Raabs an der Thaya aufgewachsen. Als die Zeit der Rückfahrt in ihre Heimat kam, kam es zum Abschiednehmen: „Für die Rückreise backte mir meine Ziehmutter einen Strudel, kaufte mir ein neues Gewand, das aus Brennnesselstoff war. Meine Zieheltern baten meine leibliche Mutter, sie soll mich da lassen. Mit weinenden Augen stieß sich meine Mutter an die Waggontür und mit den Worten ‚Behüt' dich Gott‘ gab sie mich an meine Zieheltern. Ich habe sie nie wieder gesehen.“ Dimytryi Zarycka gründete später eine Familie im Waldviertel und kam immer wieder zusammen mit seinen Nachfahren, die heute noch im Waldviertel leben, nach Gmünd zurück. Er starb 2003 in Raabs an der Thaya.

Haus der Gmünder Zeitgeschichte

Weitraer Straße 107
3950 Gmünd

Öffnungszeiten (Mai bis September; ab 11. Mai 2019):
Mo-Fr 10.00-16.30 Uhr
Sa, So, Fei 9.00-12.00 Uhr

Hier finden Sie weitere Informationen zum Haus der Gmünder Zeitgeschichte

Text: Harald Winkler