#Hereinspaziert: Frühling in Niederösterreichs Museen
Im Mai zieht der Frühling ein in Niederösterreichs Museen. Kommen Sie mit auf eine ganz persönliche Reise hinter Museumskulissen – und lassen Sie sich von den Besuchstipps inspirieren!
Ich arbeite in der Museumsbranche. „Das klingt interessant!“, höre ich sehr oft. Und abwechslungsreich. Mindestens so sehr wie die Aufgaben, die ein Museum zu erfüllen hat. Noch beeindruckender sind die Leidenschaft und die nahezu unstillbare Neugierde der hauptberuflich und ehrenamtlich Mitwirkenden in den hunderten Museen, Sammlungen und Ausstellungshäusern Niederösterreichs.
Welche Aufgaben? Wahrscheinlich denken Sie zuerst an Ausstellungen; schließlich geht man wegen dieser in ein bestimmtes Museum. Diese sind wohl die sichtbarste Spitze der Museumsarbeit. Die meiste Arbeit jedoch spielt sich im Hintergrund ab. Schon die Vorbereitung einer Ausstellung ist umfangreich, von der Idee zur inhaltlichen Recherche über zur Objektauswahl. Titel und Katalog, Texte und Fotos sind zu erstellen, das Team einzuschulen, Vermittlungsangebote auszuarbeiten, Werbung zu machen, Gemeinde, Medien, Vereinsmitglieder, Tourismusbüros sind zu informieren, einzuladen, zu betreuen.
Neben den regulären Öffnungszeiten gilt es, Sondertermine wahrzunehmen, Anfragen zu beantworten, bauliche Probleme, Feuchtigkeit oder „Mitbewohner ohne Meldezettel“ (vulgo Schädlinge) zu behandeln. Ist die Inventarliste korrekt geführt, wird sie digital erfasst? Wer macht Objektfotos? Weiterbildungen und Tagungen möchte man besuchen, die Museumsregistrierung und Vereinsfeste organisieren und bei all dem die Abgabefrist für die nächste Förderung beachten.
Diese Zeilen zeigen die Fülle, die Museumsarbeit ausmacht und ohne die tatkräftige Unterstützung von Freiwilligen gar nicht möglich wäre. Wie in jedem Team, verteilen sich Wissen und Talente unterschiedlich, braucht es Überblick und Motivation, spielen Lebensumstände und Zufälle eine entscheidende Rolle. Zentral ist die Freude am Tun, die Überzeugung, sinnstiftende Arbeit zu verrichten: Was gibt es Schöneres, als über die eigene Arbeit, sei sie hauptberuflich oder auch ehrenamtlich, zu sagen, „Ich mach‘ das gern!“. Dies ist wohl der geheime Zauber unserer Regionalmuseen: Dort arbeiten Menschen gerne – und das spüren wir bei jedem Besuch.
Im Mai heißt es „Hereinspaziert!“
Mit diesen Worten lade ich Sie herzlich ein: Besuchen Sie das Museum im Ort. Gehen Sie mit offenen Augen hinein und entdecken Sie das große Angebot, das mit viel Freude und Motivation bereitgestellt wird. Nützen Sie den Museumsfrühling im Mai, wenn unter dem Motto „Hereinspaziert!“ über 170 Museen, Sammlungen und Ausstellungshäuser in allen Regionen des Bundeslandes ihre Türen weit öffnen – oft auch solche, die sonst verschlossen sind. Unterstützen Sie die Teams durch Ihren wertschätzenden Besuch! Sie laden zu besonderen Veranstaltungen ein, die nicht auf der alltäglichen Museumstagesordnung stehen (können).
So feierte das Städtische Museum Neunkirchen im vergangenen Jahr ein Historisches Aussaat- & Anbaufest gemeinsam mit dem Stadtarchiv, der Stadtbücherei, der landwirtschaftlichen Fachschule, der Topothek und dem Kindergarten – ein Highlight für die ganze Stadt. Beinahe schon legendär ist die jährliche Saisoneröffnung im Textilmuseum Groß-Siegharts, wenn „Da Woidviertler“ Günther Novak aufspielt – und seine Lieder vom Musikerkollegen und der über 100 Jahre alten Bandwebmaschine begleitet werden. Da wird der Rhythmus des einstigen Bandlkramerlandls lebendig!
Selbst ein geschlossenes Museum kann man besuchen. Wie? Das Museum Lilienfeld, das zurzeit wegen Umbaus nicht zugänglich ist, hat zum Flohmarkt geladen, zur Radtour – und zur Pop-Up-Ausstellung. Ja, so kreativ arbeiten die niederösterreichischen Regionalmuseen.
Gedenkjahr 2025
Der heurige Mai verspricht, besonders abwechslungsreich zu werden. So erwarten uns Ausstellungseröffnungen und Museumsarbeit zum Ausprobieren, Mitmach-Angebote für Kinder und Erwachsene, Lesungen und Konzerte, Wanderungen und Museumsheurige und viele weitere Programmpunkte für alle Generationen und alle Interessen in ganz Niederösterreich.
Zusätzlich stehen im heurigen Jahr einige Ereignisse im Mittelpunkt, derer im heurigen Jahr gedacht wird: vom Ende des Zweiten Weltkriegs 1945, über den österreichischen Staatsvertrag 1955 hin zum EU-Beitritt Österreichs 1995 und der Erweiterung der Europäischen Union 2004/2005. Die Regionalmuseen beleuchten, wie sich diese Ereignisse in ihrer unmittelbaren Umgebung ausgedrückt haben und wie der Wiederaufbau dank des großen Engagements der örtlichen Bevölkerung gelungen ist.
So zeigt das Österreichische Landwirtschaftsmuseum im Europaschloss Leiben ab Mai in seiner neuen Dauerausstellung „UNRRA-Marshallplan. Wiederaufbau nach 1945“ Erkenntnisse der Zeitgeschichtsforschung aus den Archiven der ehemaligen alliierten Mächte. Im selben Monat eröffnet die Ausstellung zu Wehrmachtsoldaten und Rotarmisten im 1. Österreichischen Museum für Alltagsgeschichte in Neupölla. Bereits ab März ist die Ausstellung „Das Jahr 1945 – Österreich zwischen Aufbruch und Verdrängung“ im Dr. Karl Renner-Museum in Gloggnitz zu sehen, dessen Garten im Frühling besonders stimmungsvoll ist.
Stellvertretend für die vielen spannenden Sammlungen zur niederösterreichischen Wirtschaftsgeschichte sei das eumigMuseum in Wiener Neudorf mit der Ausstellung der eumig-Radios der Jahre 1924-1981 vorgeschlagen. Den 40. Jahrestag der Präsentation des AMIGA 1000, des ersten PC von Commodore, feiert das Kautzner Computer Museum und zeigt bei Wartung und Pflege der ausgestellten Computer, wie man seine eigenen Geräte selbst repariert.
Oder wandeln Sie auf den Spuren berühmter Kunstschaffender aus Niederösterreich und erfahren zum Beispiel im Kokoschka Museum Pöchlarn vom Engagement des berühmten Künstlers für seine Geburtsstadt in der Zeit des Wiederaufbaus nach dem Zweiten Weltkrieg.
Museumsfrühling Niederösterreich
Die genannten Museen, Ausstellungen und Programme sind nur eine ganz, ganz kleine Auswahl aus dem großen Veranstaltungspotpourri, das der Museumsfrühling im Mai umfasst. Wenn ich nur an die vielen Eisenbahn- und Feuerwehrmuseen denke, an die Spielzeug- und Puppensammlungen, an die Geologie- und Urzeitausstellungen, an die Schlösser, Klöster und Stifte, an die Regionalmuseen mit ihren vielen unterschiedlichen Schwerpunkten, sehenswerten Häusern und Gärten – es ist wahrlich ein Angebot für alle Sinne: Nützen Sie die Möglichkeiten und besuchen Sie die Museen, die etwas abseits gelegen oder nicht ganz so prominent in ihren Ohren klingen. Gustieren Sie aufwww.museumsfrühling.at, nützen Sie die den Mai und treten Sie ein in die bunte Welt der niederösterreichischen Museen: Sie werden, ich verspreche es, bereichert hinausgehen – und wahrscheinlich gleich weiter ins nächste Museum.
Text: Barbara Linke
Dieser Artikel erschien zuerst im Magazin Schaufenster Kultur.Region, Ausgabe 1/2025:
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Weiterführende Links:
- Museumsfrühling Niederösterreich 2025
- Städtische Museum Neunkirchen
- Textilmuseum Groß-Siegharts
- Museum Lilienfeld
- Österreichische Landwirtschaftsmuseum im Europaschloss Leiben: Dauerausstellung "UNRRA-Marshallplan. Wiederaufbau nach 1945“
- 1. Österreichischen Museum für Alltagsgeschichte: Sonderausstellung "Wehrmachtsoldaten & Rotarmisten. 80 Jahre Kriegsende"
- Dr. Karl Renner-Museum: Sonderausstellung „Das Jahr 1945 – Österreich zwischen Aufbruch und Verdrängung"
- eumigMuseum
- Kautzner Computer Museum
- Kokoschka Museum Pöchlarn
- Erinnern für die Zukunft in Niederösterreich