Heimatforscher*innen aufgepasst: Datenbank für die Geschichte des Waldviertels
Die Digitalisierung hat längst den Bereich der Heimatforschung erreicht. Eine Vielzahl an Recherchemöglichkeiten steht uns allen – zum Teil kostenfrei – zur Verfügung. Hervorzuheben seien etwa Matrikula Online (für Kirchenbücher), der Verein Familia Austria (Datenbanken für Ahnen- und Familienforscher), Anno (für historische Zeitungen) oder Transkribus (KI zum „Übersetzen“ der Kurrentschrift).
Darüber hinaus finden sich zahlreiche qualitätsvolle Publikationen im Internet, die frei zugänglich unter dem Schlagwort „Open Access“ verfügbar sind. Allerdings ist es nicht immer leicht, diese Texte zu finden, da sie an das jeweilige Trägermedium gekoppelt sind. Unter Mitteilungen.at finden sich etwa die Mitteilungen des Kremser Stadtarchivs, die Website des Krahuletzmuseums in Eggenburg beherbergt Publikationen der Krahuletz-Gesellschaft und die neueste Stadtgeschichte von Zwettl findet sich auf der Seite des Stadtarchivs der Kuenringerstadt.
Waldviertler Heimatbund („WHB“): neue Suche online
Im Bereich der Digitalisierung war der Waldviertler Heimatbund bereits früh aktiv. Ein Generalregister der Zeitschrift gab es anfangs noch auf Disketten, die mit der Post verschickt wurden. Später wurden Ausgaben der Zeitschrift ab 1927 bis 1995 bzw. ausgewählte (vergriffene) Bände der Schriftenreihe digitalisiert und kostenlos über die Website https://www.daswaldviertel.at/ zur Verfügung gestellt. Allerdings, die Bibliotheksbestände waren nur lokal in der Waldviertelbibliothek in Horn einzusehen, eine Online-Recherchemöglichkeit gab es nicht. Auch die Artikelsuche und die digitalisierten Bestände waren wenig benutzerfreundlich auf zwei unterschiedliche Websiten verteilt.
Diese drei Datenbestände zu vernetzen und in die neu erstellte Website zu integrieren, war das Ziel eines Gemeinschaftsprojekts mit Studierenden des Studiengangs Projektmanagement und Informationstechnik der Fachhochschule des BFI Wien. Die bisherigen Datenbankbestände sollten mittels einer einfachen Suchmaske online durchsuchbar gemacht und in die Website integriert werden. Nach Abschluss des Projekts konnte eine Online-Suchmaschine geschaffen werden, welche die Bestände der Waldviertel-Bibliothek und die Artikel der Schriftenreihe sowie der Zeitschrift „Das Waldviertel“ umfasst. Sofern Volltexte als PDF vorhanden sind, wird direkt auf diese verlinkt.
Für geschichtlich Interessierte konnte nun eine einheitliche Suchmöglichkeit geschaffen werden, die derzeit über 21.000 Einträge umfasst. Angezeigt werden die Datensätze zu Autor, Titel, Publikation, Seite, Nummer, Jahr, Standort, Volltext, Stichwort und Ort.
Die bisherigen Rückmeldungen sind positiv und unterstreichen die dadurch geschaffene “Erleichterung für wissenschaftlich Arbeitende”.
Wie geht es weiter?
Auch nach dem eigentlichen Projektabschluss – die Studierenden haben übrigens den zweiten Platz in der Projektvernissage der Fachhochschule des bfi Wien im Jahr 2022 erzielt – stehen die Arbeiten an der Datenbank nicht still. Die Bestände werden laufend erweitert. Aufgenommen werden auch Verlinkungen zu Online-Publikationen mit Waldviertelbezug, sodass interessierte Forscher*innen eine Plattform mit möglichst vielen waldviertelrelevanten Publikationen vorfindet. Falls manche Leser*innen Hinweise auf wichtige Online-Literatur mit Waldviertel-Bezug hat, so nimmt sie der Autor gerne entgegen!
- Zum Autor: Markus Holzweber, Mag. theol., Dr. phil. Seit Dezember 2004 Program Manager am Postgraduate Center der Universität Wien für den Universitätslehrgang Informations- und Medienrecht. Lektor für wissenschaftliches Arbeiten an der Fachhochschule des bfi Wien und diplomierter Fitnesstrainer. Seit 2008 Leiter der Redaktion der Zeitschrift „Das Waldviertel“.
Kontaktdaten: Leopold Ernst Gasse 34-36/44, 1170 Wien, zeitschrift@daswaldviertel.at
- Literaturhinweise:
Karlheinz Hulka, Die Waldviertel-Bibliothek im „Museum Horn“. In: Das Waldviertel 2 (2022) S. 113–118
Ivan Božić, Diana Davit, Christian Erlinger, Thomas Havelka, Markus Holzweber, Mirko Kosović und Sally Othman, Zum Projekt WHB-Datenbank. In: Das Waldviertel 2 (2022) S. 118–125
Waldviertel-Bibliothek
Die Waldviertel-Bibliothek befindet sich heute im Museum Horn. Sie ist 1990 aus der Vereinigung der Museumsbibliothek mit der Bibliothek des Waldviertler Heimatbundes entstanden. Die Bestände der Bibliothek des Waldvierteler Heimatbundes wurden hauptsächlich mittels Buchschenkungen aufgebaut und befanden sich ab ungefähr 1950 in Krems. Heute umfasst der gesamte Bücherbestand rund 17.000 Datensätze, der kontinuierlich erweitert wird. Das Sammelgebiet konzentriert sich auf mit dem Waldviertel direkt zusammenhängende Werke und Veröffentlichungen.
Adresse: Museum Horn, 3580 Horn, Wiener Straße 4. Auskünfte: Tel. 02982/2372/1