Filzhüte aus Ebreichsdorf – real und digital
Das Heimatmuseum Ebreichsdorf, untergebracht im ehemaligen Bahnhofsgebäude in Unterwaltersdorf, ist ein wahres Schatzkästchen der Geschichte. Es beherbergt eine umfangreiche Sammlung mit vielen faszinierenden Objekten von „anno dazumal“, u.a. zu den Themen Eisenbahn, Hausarbeit, Medien und Handwerk. Besonders eindrucksvoll ist der Luftschutzkeller aus dem Zweiten Weltkrieg, der ebenfalls besichtigt werden kann.
Im Rahmen des Projektes „Wirtschaftsstandort Niederösterreich: digitalisierte Inventarisierung“, finanziert vom Museumsmanagement Niederösterreich, widmete sich Petra Wieseneder der Aufgabe, sämtliche Exponate der Filzhut- und Textilindustrie neu zu fotografieren. Zusätzlich galt es, Daten, die bereits im DIPkatalog, der webbasierten Inventarierisierungsdatenbank des Museumsmanagement Niederösterreich, vorhandenen Daten zu ergänzen, die Objekte zu beschlagworten und die Beschriftungen zu aktualisieren.
Filzhüte von Fraenkel
Das Heimatmuseum Ebreichsdorf verfügt über die größte Sammlung zum Thema "Filzhutherstellung" in Österreich mit vielen Produkten und Arbeitsgeräten sowie Werkzeugen der ehemaligen Ebreichsdorfer Filzhutfabrik S.&J. Fraenkel (1874-1971), die mit rund 400 Arbeiterinnen und Arbeitern zu den größten Hutfabriken Europas zählte.
Der ergänzende Sammlungsbereich Weberei und die dort vorhandenen originalen Webstühle ermöglichen einen wichtigen Einblick in die ehemalige Textilindustrie der Stadt.
Herausforderungen: Kälte, wenig Licht und enger Raum
Petra Wieseneder berichtet von der Sammlungsaufnahme in Ebreichsdorf: Nach einer Erstbesprechung Anfang Oktober 2024, bei der die beiden von der Inventarisierung betroffenen Räumlichkeiten besichtigt und alle Details besprochen wurden, startete ich am 21. Oktober 2024 mit meiner Arbeit.
Da das Museum über den Winter nicht beheizt wird, hatte ich mich auf ein kaltes Arbeitsumfeld eingestellt. Doch als ich an meinem ersten Arbeitstag ins Museum kam, waren Annemarie und Hermann Fischer, zwei ehrenamtlich Mitarbeitende des Museums, bereits dabei, alles liebevoll für mich vorzubereiten. Neben einem Arbeitstisch hatten die beiden mir mittels extra gelegter Stromkabel quer durch die Räume, drei Heizstrahler aufgebaut, um ein Erfrieren meinerseits zu verhindern. Sogar eine Tür wurde eigens wieder eingehängt, um die erwärmte Luft im Raum zu halten.
Diese freundliche Art der Unterstützung wurde mir während meiner gesamten Zeit im Museum zuteil. Bei jeglicher Art einer aufwändigeren Demontage größere oder unhandlicher Objekte oder dem Abklären von sich ergebenden Fragen, halfen mir die beiden. Auch Andreas Lauberger, ebenfalls ein ehrenamtlicher Mitarbeiter, war immer interessiert und hilfsbereit. Auch der Obmann der ARGE Heimatforschung Ebreichsdorf, Gerhard Pobenberger, nahm sich stets die Zeit, mir mit vielen Hintergrundinformationen und organisatorischem Einsatz meine Arbeit zu erleichtern. Das Engagement und die Leidenschaft der ehrenamtlich Tätigen sowie deren Fachwissen beeindruckten mich sehr. So auch Christine Schubert, welche Interessierte durchs Museum führt, und mir viel aus dem Alltag der damaligen Arbeiterinnen und Arbeiter der Filzhutfabrik erzählte und wie die Region durch die Fabrik bekannt wurde.
Arbeitsprozess
Um bei der umfangreichen Inventarisierung der Objekte im Museum nicht den Überblick zu verlieren, arbeitete ich mich systematisch von Vitrine zu Vitrine und anschließend der Wände entlang. Eine Excel-Liste von Annemarie Fischer half mir zusätzlich, alle betroffenen Objekte im Blick zu behalten.
Jedes Objekt wurde mit seinen individuellen Besonderheiten und Details fotografiert. Diese Fotos waren ein zentraler Bestandteil meiner Arbeit, da sie eine visuelle Dokumentation der Sammlungsstücke ermöglichten. Im Anschluss an die Fotografie, ergänzte ich alle verfügbaren Informationen im DIP-Programm, um die Datenbank zu vervollständigen. Zum Schluss wurden die Beschriftungen Großteils erneuert.
Ein besonders spannender Aspekt meiner Tätigkeit war die Arbeit mit historischen Fotos, die den Arbeitsalltag der Arbeiterinnen und Arbeiter in der Filzhutfabrik dokumentieren. Diese Fotos sind ein wertvoller Bestandteil des Museumsbestandes, da sie nicht nur die Arbeitsprozesse, sondern auch die Menschen hinter der Fabrikgeschichte zeigen. Ein großer Teil meiner Arbeit bestand darin, diese Bilder zu fotografieren und systematisch zu erfassen. In einer Excel-Liste vermerkte ich zu den jeweiligen Fotografien sämtliche vorhandene Namen der abgebildeten Personen, um etwaigen Interessierten und Nachkommen eine schnelle und gezielte Suchabfrage nach etwaige Vorfahren oder bestimmten Personen zu ermöglichen.
Meine Lieblingsstücke
Die Ausstellung stellt sowohl mit fertigen Produkten als auch mit noch im Arbeitsprozess befindlichen Produkten und Arbeitsgeräten wie Werkzeugen sehr gut die Geschichte der Filzhutfabrik S.&J. Fraenkeldar. Insbesondere die Fotos, welche Einblicke in die Abteilungen geben, lassen diese Zeit noch mehr zum Leben erwachen.
Besonders hervorgestochen sind für mich folgende Exponate: ein Hut eines Wiener Fiakers (HM249), ein Conformateur (HM242) und ein Hutkoffer (HM220).
Text: Petra Wieseneder
Wirtschaftsstandort Niederösterreich
Digitale Inventarisierung im Heimatmuseum Ebreichsdorf:
Von Oktober - Dezember 2024 wurden im Heimatmuseum Ebreichsdorf Objekte der bedeutenden Sammlung zur Firma S&J. Franekel und der Filzhutherstellung neu fotografiert, beschlagwortet und digital inventarisiert.
Aktuell sind 1879 Datensätze des Heimatmuseums Ebreichsdorf im DIPkatalog erfasst. Davon sind zurzeit 323 online sichtbar. (Stand Jänner 2025)
weiterführende Links:
- Heimatmuseum Ebreichsdorf
- Sammlung Filzhutherstellung im Heimatmuseum Ebreichsdorf
- Wirtschaftsstandort Niederösterreich: digitale Themensammlungen
- DIPkatalog des Museumsmanagement Niederösterreich