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Museumsmanagement Niederösterreich, Foto: Katrin Vogg

Digitale Wärme | Digital Warmth – eine Geschichte der Ofenkachel

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Der Kachelofen hat seinen festen Platz in der österreichischen Geschichte und Gesellschaft. Er war lange Zeit oft die einzige Wärmequelle für ein ganzes Haus. Heute geht seine Bedeutung darüber weit hinaus und liegt auch in der hohen Lebens- und Wohnqualität, die ein Raum mit Kachelofen bietet.

Das Kaiser Franz Josef Museum Baden zeigt erstmals Teile seines Bestands an historischen Kacheln in Verbindung mit wissenschaftlichen Erkenntnissen, sozialer Relevanz und künstlerischer Verarbeitung. Die Ausstellung, die von 29.Juni 2023 - 31.Oktober 2023 besichtigt werden kann, erläutert die Herstellung und die Geschichte von Öfen und Ofenkacheln vom 13. Jahrhundert bis in die heutige Zeit.

 

Die Ofenkachel: Ein kurzer historischer Überblick

Die Geschichte der Ofenkachel kann bis in die Antike zurückverfolgt werden. Design und Dekorationsformen der Ofenkacheln zeigen die Entwicklung ihrer Bedeutung, Gestaltung und Technik über die Jahrhunderte.

Durch Innovationen im 15. und 16. Jahrhundert rückten mit dem Renaissanceofen Kachelmotive von zeitgenössischen Künstlerinnen und Künstlern in den Vordergrund. Auch die Herausforderungen und Gegebenheiten während der Gegenreformation und der Zeit der Osmanenkriege spiegeln sich in Kacheln des 17. Jahrhunderts wider und der Prunk des Barocks in jenen des 18. Jahrhunderts. Ornamente und plastisches Dekor dominieren die Öfen der Häuser in den Epochen des Rokoko, Klassizismus und Biedermeier.

Die Anfang des 20. Jahrhunderts aufkommende Herstellung von Kacheln in Fabriken läutet die Zeit der Massenproduktion ein. Das ermöglicht den Einzug des Kachelofens in österreichische Haushalte und seine weite Verbreitung. Bis heute genießen Kachelöfen einen hohen Stellenwert in unserer Wohnkultur.

Die Ausstellung zeigt die ganze Vielfalt an Kachelofenmodeln:

 

Kachelofen – sozial relevant

Begleitet wird die historische Schau von Keramikarbeiten, die von Klient*innen der Lebenshilfe Werkstätte Baden II hergestellt wurde. Dazu wurde aus aus jahrhundertealten Originalmodeln aus den Beständen des Kaiser Franz Josef Museums neue Keramik gefertigt. Der Ton wurde in der Werkstätte modelliert und gebrannt, anschließend glasiert und mit Goldfarbe gestaltet. Neben der experimentalen Vermischung von alten Modeln mit neuem Ton, produziert die Lebenshilfe Werkstätte Baden II ein buntes Potpourri an unterschiedlichen Keramiken, die allesamt erworben werden können. Neben Dekoration für den Garten (Stelen, Gartenzwerge, Rosenkugeln), liegt ein besonderer Fokus auf außergewöhnlichen Figuren mit ausdrucksstarken, manchmal sogar monströsen Gesichtern. 

Die Vitrinen mit Objekten von den Klient*innen der Lebenshilfe:

 

Kachelofen – Handwerk künstlerisch interpretiert

Roland Hille, Künstler und Grafikdesigner aus Wien, hat sich parallel dazu der künstlerischen Aufarbeitung der Thematik angenommen. Seine Arbeit “Warp & Kaleidos” präsentiert digital veränderte Modeln und Kacheln. Er betont dabei den individuellen Charakter jeder einzelnen Kachel als zentrales Element einer neuen Sichtweise durch ein digitales Kaleidoskop. Auf diese Weise hinterfragt der Künstler die Handwerksprozesse von einst und heute. Die so entstandene Bildserie ist auf der Website des Künstlers abrufbar.

 

Kick-Off DIPworld

Im Rahmen der Ausstellung wurde die neue digitale Plattform „DIPworld“ vorgestellt. Entstanden aus dem Projekt "Designs that keep you warm – a digital fireplace", zeigt die DIPworld die in Sammlungen erhaltenen historischen Ofenkacheln und verbindet diese mit dem noch vorhandenen Wissen, mit Orten und Geschichten und macht sie für Museen, Forschende und das interessierte Publikum zugänglich. Den Beginn bilden zurzeit die Kacheln einiger ausgewählter Museen in Niederösterreich. 

Wir laden alle Besucherinnen und Besucher ein, die DIPworld in der Ausstellung im Kaiser Franz Josef Museum in Baden (wie auf den Fotos zu sehen) oder auch zuhause auszuprobieren: Wir freuen uns auf Ihre Kommentare und ergänzenden Informationen, beteiligen auch Sie sich aktiv an aktuellen Forschungsinteressen und Forschungsfragen rund um die Ofenkachel!

Lernen Sie "unsere" DIPworld kennen:

Infobox:

  • Das Projekt „Digital Warmth“ unter der Leitung des Museumsmanagement Niederösterreich und in Zusammenarbeit mit dem Kaiser Franz Josef Museum Baden entstand im Rahmen des EU-Horizon 2020 Programms DOORS (Digital Incubator for Museums).
     
  • Ausstellung "Digitale Wärme – eine Geschichte der Ofenkachel", 29.6.2023 - 31.10.2023 im Kaiser Franz Josef Museum Baden
  • Gestaltung und Umsetzung der Ausstellung: Alexander Blümel, Mag. Heidelinde Vogel, Mag. Dominik Zgierski (alle: Kaiser Franz Josef Museum Baden)
  • Wissenschaftliche Konzeption, Texte und Fotos: PD Dr. Alice Kaltenberger
  • Digital Warmth Projektleitung und Umsetzung: Christa Zahlbruckner, MA (Museumsmanagement Niederösterreich), Dr. Mag. Ulrike Kuchner (University of Nottingham)
  • DIPworld technische Entwicklung: Dr. Rainer Simon
  • Lebenshilfe Projektleitung und Umsetzung: Mag. Dominik Zgierski, mit Dank an alle Mitwirkenden 
  • “Warp & Kaleidos”: Roland Hille

Impressionen von der gelungenen Ausstellungseröffnung