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"Traditionelles Handwerk gestern und heute"

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Vortragende aus der Slowakei und Niederösterreich widmeten sich am 25. Februar 2020 bei der im Rahmen des Interreg-Projekts Heritage SK-AT veranstalteten Konferenz in Modra dem Thema „Traditionelles Handwerk gestern und heute“.  

Am 25. Februar 2020 fand in Modra im Rahmen des Interreg-Projekts Heritage SK-AT eine grenzüberschreitende Tagung zu traditionellem Handwerk in Niederösterreich und der Slowakei statt. Besonderes Augenmerk lag auf Beiträgen, die aus der Arbeit der Projektpartner und der involvierten Museen und Sammlungen berichteten. Dabei wurden sowohl die unterschiedlichen Sammlungen als auch einzelne historische Handwerkstechniken beleuchtet und dem Publikum in all ihren Facetten nähergebracht. Es wurde schnell deutlich, wie wichtig dabei nicht nur die reinen Sammlungsaufnahmen sind, sondern auch eine Untersuchung der jeweiligen Handwerkstechniken und deren länderübergreifenden Besonderheiten. Auch verdeutlichte sich die Wichtigkeit der wissenschaftlichen Bearbeitung handwerksbezogener Themen bis hin zu den gelebten Alltagskulturen der unterschiedlichen Akteure.

Der Tag begann mit Begrüßungen und Beiträgen politischer Würdenträger wie Frau Patricia Mešťan, der Direktorin des Amtes des Selbstverwaltungsbezirkes Bratislava. Von Seiten der slowakischen Verwaltung wird das Projekt als erfolgreicher Beginn einer langen Zusammenarbeit gesehen. Kontakte wurden geknüpft, Institutionen haben sich kennengelernt und somit steht weiteren gemeinsamen Projekten auch nach Beendigung des Interreg-Projekts Heritage SK-AT nichts im Wege. Es folgten Berichterstattungen der Projektpartner. Das neue Digitalisierungszentrum im Schloss in Modra soll nach erfolgreicher Fertigstellung der Renovierungsarbeiten als melting pot für Kultur und Handwerk der Region fungieren. So wird hier in Zukunft eine Plattform geschaffen, die historisches Wissen um handwerkliche Traditionen mit zeitgenössischem Handwerk aufeinandertreffen lassen soll. Auch von den Renovierungsarbeiten im Schloss Jedenspeigen konnte nur Positives berichtet werden. Dies betrifft nicht nur die Fertigstellung des Schlosses, sondern auch die erste erfolgreiche Saison im vergangenen Sommer, mit Konzipierung und Durchführung einer Ausstellung zum Weinbau in Europa, die inzwischen im Kleinkarpatischen Museum in Pezinok gezeigt wird und dadurch nicht nur inhaltlich die Grenzen überschreitet. Es wurde in Jedenspeigen aber auch ein Kirtag wie vor 100 Jahren veranstaltet, bei dem niederösterreichische wie slowakische Volkstanz- und Musikgruppen zusammen feierten.

Digitalisierung in Sammlungen beider Länder

Es folgten Beiträge, die die Digitalisierung in Sammlungen beider Länder beleuchteten. In der Slowakei wurden mit Unterstützung des Studios 727 eine große Anzahl an Museumsobjekten und Architekturen mit modernen Aufnahmetechniken digitalisiert. Details aus diesem Projekt erläuterte Dipl.-Ing. Ladislav Dedik, der Artdirector des Studio 727. So wurden beispielsweise mehrere 10.000 kleinere Objekte unter Mitarbeit von 200 Helferinnen und Helfern digitalisiert und mehr als 30 Museen konnten miteinbezogen werden. Die zweite Tageshälfte war geprägt von Vorträgen aus den unterschiedlichsten Sammlungen und Digitalisierungsprojekten. Slowakische Drahtbinder wurden ebenso erläutert wie Töpferhandwerk oder Zunftobjekte. Mgr. Eva Trilecova lieferte einen umfassenden Einblick in die Zunft der Drahtzieher und deren Geschichte. Bis in die Gegenwart wurde vom Alltag dieser Zunft und deren handwerklichen Besonderheiten berichtet. Herausgegriffen wurden dabei zwei Persönlichkeiten, die dieses Handwerk auch heute noch ausführen und somit dessen Fortbestehen garantieren. PhDr. Agáta Petrakovičová Šikulovávom Slowakischen Nationalmuseum berichtete über die Volksgruppe der Habaner und deren Fayencen, die vor allem in der Region um Modra zu einer handwerklichen Blüte kamen und noch heute von Töpfern mit den typischen Zierelementen hergestellt werden. Es zeigte sich, dass selbst ausgehend von einer einzigen Sammlung wie dem Ľudovít-Štúr-Archiv eigentlich regional gebundene Handwerkstechniken umfassend erforscht werden können und deren Digitalisierung sowie wissenschaftliche Bearbeitung besonders wichtig sind. Mgr. Lucia Burdová erläuterte die Sammlung historischer Zunftobjekte des Kleinkarpatischen Museums. Dabei wurde die organisierte Herstellung von Zunftobjekten, vor allem Zunfttruhen, in den Kleinkarpatischen Städten anhand von Objekten des Museums erläutert.

Studie "Traditionelles Handwerk als immaterielles Kulturerbe und Wirtschaftsfaktor in Österreich"

Außerdem gab Frau Prof. Mag. Maria Walcher einen Einblick in die Studie "Traditionelles Handwerk als immaterielles Kulturerbe und Wirtschaftsfaktor in Österreich". Diese Studie half nicht nur dabei, erstmals zu definieren, was traditionelles Handwerk ausmacht, sondern soll auch zur Etablierung eines neuen Selbstverständnisses von Seiten der Handwerker selbst und zur Stärkung des öffentlichen Bewusstseins für traditionelle Handwerkstechniken beitragen. Von besonderen handwerklichen Mustersammlungen und deren Digitalisierung in regionalen Museen berichteten Nina Harm und Christa Zahlbruckner (Museumsmanagement Niederösterreich). Eva Zeindl (Volkskultur Niederösterreich) stellte die Handwerksmärkte im Brandlhof in Radlbrunn vor. Abgeschlossen wurde der Tag durch einen Blick in die Digitalisierung des Kleinkarpatischen Museums  in Pezinok, die einen hohen Stellenwert auf die Qualität angefertigter Objektfotografien legt. 

Text: Nina Harm